Mir geht’s gut und ich hoffe, das bleibt auch so. Gründe zum Jammern ob meiner Gesundheit und der sich daraus ergebenden Konsequenzen für unser Leben gäbe es reichlich, auch ohne erschwerende Umstände, die uns von außen als zusätzliche, aber vermeidbare Lasten aufgebürdet werden. Ich versuche, es ohne Klagen zu ertragen. Wen sollte ich für meine Erkrankung auch anklagen? Jetzt kommt noch eine weitere Herausforderung in Form einer Pandemie, welche weitreichende Maßnahmen im Gepäck hat, und auch damit komme ich klar. Ist nicht schön, halt auch nicht ungefährlich, aber hopp, es ist wie es ist. Auch meine Familie, meine Freunde und meine Mitarbeiter machen eine gute Figur, agieren verantwortungsvoll, trotzen den Begleitumständen, Klatschen regelmäßig und sind nicht dem seelisch-moralischen Untergang geweiht, der einem droht, wenn man in einem der reichsten Länder der Welt mit highend Smartphone, Playstation, Netflix, vielleicht sogar Büchern und Unmengen Klopapier gebeten wird, doch mehr Zeit zu Hause mit der Familie zu verbringen. Der ein oder andere wird denken: „Netflix okay, aber ‚Familie‘, da hört der Spaß auf!“.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, wenn ich etwas oberflächlich und mit dem Tiefgang eines Surfbretts über die Lage der Nation rutsche. Natürlich sind die individuelle Situation und das Empfinden jedes Einzelnen unterschiedlich, und auch die Härten, insbesondere die wirtschaftlichen, aber auch die sozialen, wie zum Beispiel der Anstieg der häuslichen Gewalt oder die Vereinsamung älterer Alleinlebender, sind mir durchaus bewusst und sollen keinesfalls hier verharmlost werden. Zudem ist es nur meine flapsige Sicht, die man nicht teilen muss, und kein Mantra oder gar ein wissenschaftlich belegtes Patentrezept für was auch immer.
Ich versuche nun mehrere Tage einen neuen Artikel zu schreiben, bin aber teilweise so genervt von diversen Dingen, die täglich aufs Neue reinschwappen, dass es mir schwer fällt sachlich zu bleiben. Zudem sind meine Gedanken so vielfältig und die Überlegungen für mich nicht hinreichend abgeschlossen, dass es mir unmöglich erscheint, diese verkürzt darzustellen. Andere tuen sich da weniger schwer.
Mit wenig Tiefgang, aber schön inbrünstig, röhren derzeit gefühlt ziemlich viele mitteilungsbedürftige Mitmenschen insbesondere durchs Internet, in diversen Formaten und auf unterschiedlichen Plattformen, und teilen dort ihre Sicht der Dinge bezüglich der Pandemie mit. Häufig ist es ungeschickt, halbwahr, pseudowissenschaftlich anmutend, verschwörungstheoretisch, hetzend, jammernd, besserwisserisch, dumm oder peinlich, auch Kombinationen sind möglich.
Da schreibt ein Arzt einem anderen Arzt einen Brief als Reaktion auf sein veröffentlichtes Video, in dem er vorschlägt, alle vermeintlich an Covid-19-Infektion Verstorbenen zu obduzieren, um zu prüfen, ob sie denn tatsächlich daran verstorben sind. Sonst gibt’s keine Erkenntnis im Video, lediglich diese Annahme, dass dies sinnvoll wäre. Nun schreibt, wie schon erwähnt, ein anderer Arzt ihm, dass er seine Sicht teilt, was den Angeschriebenen motiviert ein weiteres Video zu veröffentlichen. In diesem Video zeigt er sich begeistert, findet den Brief „Hammer“ und man hat das Gefühl, als hätte er den Jahrhundertskandal aufgedeckt. Mit Aussagen wie „hat man Angst die wahren Todesursachen […] zu erfahren?“, „könnte es sein, dass die Zahlen der Corona-Toten dann dahinschmelzen wie Schnee in der Frühlingssonne?“ und „Ich bitte die Bevölkerung das Schreiben auf sich wirken zu lassen.“ wird fleißig angeheizt im Video. Und weil zwei Ärzte drin vorkommen (von denen einer nicht genannt werden möchte), muss da ja was dran sein, und so kommt Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker.
Mal unter uns: hätte ein Menschenrechtler ein Video veröffentlicht, worin er behauptet, dass der IS (Islamischer Staat) vermutlich ein ganz herzlicher weltoffener Gastgeber sei und ein zweiter Menschenrechtler wäre ähnlicher Ansicht gewesen, dann hätten Sie ja auch nicht, trotz Reisewarnung, direkt im Einsterne plus Hotel in der IS-Hochburg Raqqa zwei Wochen all inclusive gebucht und sich mit Bikini und Martini ans ausgetrocknete Poolbecken gelegt.
Man sollte immer in Betracht ziehen, dass auch zweimal Falsch kein Richtig ergibt. Es mag vielleicht auch fachlich stimmen, nur ist es eine stark verkürzte Sicht. Zudem würde es nicht reichen, nur die vermeintlich am Virus Verstorbenen zu untersuchen, sondern alle Verstorbenen des Landes. Vielleicht würde sich die Sterberate sogar eher erhöhen als reduzieren. Aber darum geht’s mir nicht. Es geht darum, dass ein komplexer Zusammenhang angemessen dargestellt werden sollte und, auch wenn unbeabsichtigt, keine kruden Theorien befeuern sollte. Zu häufig melden sich nun irgendwelche Leute zu Wort, denen, vermutlich zurecht, bis jetzt keiner nennenswert zugehört hat. Und auch ein Studium oder eine Promotion schützen vor Irrtum, Dummheit, Geltungsbedürftigkeit oder geistiger Brandstiftung nicht, siehe Björn Höcke.
Und wenn Professor Bhakdi sich in seinem Video staatstragend die Brille in Zeitlupe in seinem selbstdarstellerischen Video von der Nase zieht und „Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger“ sagt und aus seinem offenen Brief an Frau Dr. Merkel vorliest, rollen sich mir wahlweise die Fußnägel zusammen, ich muss herzlich lachen oder ich schlafe spontan ein. Er spielt auf der üblichen Schlaumeierklaviatur, will auch mal was sagen und baut Deiche erst, wenn das Wasser erwiesenermaßen an der Baumkrone kitzelt. Schwimmenlernen mit Professor Bhakdi. Veröffentlicht werden diese Videos von Kanälen, die auch Herrn Höcke dufte finden und die von Manipulation durch die Mainstream-Medien faseln. Beängstigend und erstaunlich, wie schnell sich solche Videos verbreiten, sorglos geteilt werden und dann als Steigbügel für Verschwörungstheorien dienen.
Auch die Frage nach der Wertigkeit von Leben finde ich erschreckend. Wer will es sich anmaßen, darüber zu entscheiden, wie wertig Leben ist? Wenn nur ein Einziger an dem Virus gestorben wäre, wären dann die getroffenen Maßnahmen gerechtfertigt, wenn die Chance bestünde, wenigstens ein Leben zu retten oder braucht es eine gewisse Menge an drohenden Todesopfern? Wo würde die Grenze liegen, vielleicht bei anzunehmenden 100.000 Toten und sind dann 95.000 zu wenig? Ein Leben zu opfern ist aber verhältnismäßig, dafür machen wir nichts dergleichen und belasten die Wirtschaft nicht, oder? Wie wäre es, wenn es Ihr Kind ist, das stirbt? „Geh mein Kind, das musst du verstehen, deine Rettung wäre echt teuer, das wäre unverhältnismäßig. Sei nicht traurig, Ich passe auch auf Hasi auf, wir sehen uns im Himmel“. Kaum zu ertragen der Gedanke. Aber im Prinzip läuft das heute schon so.
Die pharmazeutische Industrie forscht nach Medikamenten, die Gewinne bringen und nicht für zum Beispiel seltene Erkrankungen, welche zwar häufig grausam für die Betroffenen sind, aber eben keine Gewinne versprechen. Sie werden auf dem Altar unserer konsum- und gewinnorientierten egoistischen Gesellschaft geopfert, um die göttlichen Aktionäre gütig zu stimmen. Ebenso wie Jens Spahn die Pflegebedürftigen ins Heim zwingt und die Mär von „Es ist nur zu Ihrem besten und ich habe Sie gerettet“ erzählt. Man opfert Grundrechte und die Schwachen, weil man Kosten sparen will. Alle schauen weg beziehungsweise bekommen es nicht mit, solange sie selbst nicht betroffen sind. Ab auf den Altar.
Aussagen, dass die Patienten alt waren oder eine Vorerkrankung hatten und der Infekt nur der Tropfen war, der das Fass des Lebens zum Überlaufen brachte, finde ich erschreckend. So berichtet welt.de „Der renommierte Hamburger Rechtsmediziner Klaus Püschel hält die Angst vor Corona für übertrieben. Mit seinem Team obduziert er die Toten in Hamburg, und er stellt fest: Das Virus sei in diesen Fällen nur der letzte Tropfen gewesen.“. Der Artikel wird nicht besser, wenn man ihn ganz liest, die Tonalität ist zum Schuhe werfen. Der ursprüngliche Artikel erschien in der Hamburger Morgenpost und ist ebenfalls ebenerdig. Erstens weiß zum Glück keiner, wann das Fass voll ist, und zum anderen: selbst wenn Sie ohne Covid-Erkrankung nur einen Tag länger gelebt hätten, rechtfertigt das keine Unterlassung lebensrettender Maßnahme und Ihres Schutzes. Es gibt keinen Preis für Leben, auch nicht für Stunden.
Wenn Herr Püschel morgen bei einem Zusammenprall mit einem Auto tödlich verunglückt, ist das Auto dann der allerletzte Tropfen, der sein Fass zum Überlaufen bringt? Was macht das Leben eines vermeintlich Gesunden objektiv gesehen lebenswerter als das eines Kranken? Nichts! Ich bin todkrank und benötige Intensivpflege, trotzdem, oh Wunder, lebe ich gerne und gerne möglichst lange, und damit bin ich nicht allein. Das Problem in diesem Fall ist allerdings nicht Her Püschel und seine aus ethischer Sicht mehr als unglückliche Aussage, sondern die verkürzte reißerische Darstellung der Morgenpost und das Aufwärmen durch welt.de, denn Herr Püschel hält die getroffenen Maßnahmen durchaus für sinnvoll, was in der Berichterstattung nicht erwähnt wird.
Natürlich muss Kritik erlaubt sein und auch die freie Meinungsäußerung sowie die Pressefreiheit sind höchste Güter. Gerade der Diskurs bietet Mehrwertpotenzial, wenn er in der Sache und lösungsorientiert ist und wenn jeder Debattierende seine Sicht mit Demut hervorbringt, weil er ein mögliches Scheitern seiner Darbringungen im direkten Diskurs, dem Gesamtkontext oder über die Zeit für zulässig erachtet und einräumt, dass das Scheitern der eigenen Argumentation gar als wünschenswert erachtet wird, sollten sich andere oder neue Sichten als dem Thema dienlicher oder der Wahrheit näher erweisen. Wer so verfährt, dient vornehmlich der Sache und verdient Respekt und Anerkennung, bekommt diese jedoch selten. Die Selbstherrlichen, Lauten, Dominaten und Manipulativen setzen sich häufig durch, meistens um vorrangig ihre eigenen Ziele zu erreichen. Damit diese argumentativ nicht scheitern, bestimmen sie häufig die Themen, passen das Thema des Diskurses ihrem Argumentationsgesang an, welcher gut geprobt öffentlich zum Besten gegeben wird. Die Antworten auf die Fragen scheinen häufig sogar schlüssig, nur ist die Fragestellung nicht sachdienlich. Manchmal ist auch kein böser Wille dabei, eher sogar das Bestreben Gutes zu tun. In diesem Fall wäre man gut beraten vor- und umsichtiger zu formulieren, um Raum für zugewonnene Erkenntnis zu lassen.
Zum Beispiel nervt die schier unendliche Diskussion um das Tragen von einem Etwas vor Mund und Nase. Politiker ziehen einen Teil der Wahrheit heran, um zu argumentieren, warum die Benutzung nicht angezeigt ist. Üblicherweise wird korrekt erklärt, dass das Tragen eines Mundschutzes ohne besondere Schutzklasse zwar Tröpfchen beim Träger zurückhält, aber Aerosole mit dem Sars-CoV-2-Erreger durchlässt und sie somit nicht zum Schutze vor Infektion durch Atemluft geeignet ist. Und das war`s, damit wird versucht zu sagen „Bringt nix!“, was aber wohl in Gänze nicht stimmt. Dann wird noch gern gesagt, es gäbe dazu auch noch keine eindeutigen Studien. Nur weil es keine Studien gibt, heißt es jedoch nicht, dass es in der Summe keinen Effekt hätte. Zudem wird jetzt vermutlich keinem durch das freiwillige Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes (MNS) die Nase abfallen. Ich persönlich gehe in der Annahme, dass eine solche Empfehlung versucht wird zu vermeiden, weil man befürchtet erklären zu müssen, dass überhaupt keine Masken verfügbar sind. Und natürlich würde es die Übertragung hemmen, würde ein Großteil der Bevölkerung im öffentlichen Raum MNS tragen, gerade weil man andere infizieren kann, bevor sich bei einem selbst Symptome zeigen. Ob das letztendlich Sinn macht, relevant ist und verhältnismäßig steht auf einem anderen Blatt.
Bereits seit Jahren ist bekannt, dass es Engpässe bei einer Pandemie geben wird. Das RKI wies bereits 2012 explizit auf den möglichen Mangel an Schutzausrüstung hin. Warum hat man hier nicht Vorsorge getroffen? Man ist sicherlich geneigt zu entgegnen, dass es nicht vorhersehbar war und die Eintrittswahrscheinlichkeit zu gering. Dann frage ich mich allerdings, warum wir ab jetzt diesbezüglich Krisenvorsorge bei Schutzausrüstung betreiben wollen, dann wäre es ja auch früher gegangen. Jens Spahn zum Beispiel turnt jetzt mit Presse in einem Verteilzentrum herum und inszeniert sich als Macher. Hätte er mal früher gemacht! Aber da war es nicht populär... Warum schloss man nicht mit innereuropäischen Firmen Verträge, dass diese sich verpflichten, in Krisenfällen binnen zwei Wochen eine nennenswerte zu definierende Menge an Masken zu produzieren und hält nationale Reserven für zwei Wochen vorrätig. Vielleicht ist mein Vorschlag auch nicht so einfach umsetzbar und es gibt bessere. Aber bis dato nichts desgleichen zu haben und sogar medizinisches Personal klatschend ins Messer laufen zu lassen, ist ohne Worte. Sich dazu noch als Schutzpatron der Pflegekräfte und des medizinischen Personals zu inszenieren ist beachtlich peinlich, hat er doch wesentlich dazu beigetragen, dass die Personalsituation im Bereich der Pflege und im medizinischen Bereich im internationalen Vergleich beschämend schlecht ist, die Substanz schwindet, der Kostendruck immens ist, Grundrechte in Frage gestellt werden und die Industrie hofiert wird und unreguliert treiben kann was sie will. Auch bei Medikamenten und Antibiotika sind wir völlig abhängig von China und Indien. Mein Pulsoximeter schlägt Alarm, ich muss das Thema Jens Spahn damit für heute abschließen.
Zu meiner Freude spiegeln die genannten Beispiele nicht das Gros der Menschen und Verantwortungsträger wider und es ist eben leicht, besserwisserisch zu agieren, wenn man keine Verantwortung trägt und keinen Handlungsdruck hat. Ich bin zwar der Meinung, dass gerade diese Wahrnehmung von Verantwortung unter großem Druck zu den wichtigsten Aufgaben von Amtsinhabern gehört, dennoch sollte das nicht unsere Dankbarkeit schmälern, wird diese Aufgabe vorbildlich wahrgenommen, was auf den allergrößten Teil sicherlich zutrifft, ungeachtet aller politischer Couleur und den damit verbundenen politischen Differenzen. Danke.
Die Lockerung der Maßnahmen ist in Sicht und ich hoffe sehr, dass die letzten Wochen genutzt wurden und es ein überlegtes strategisches Vorgehen gibt, welches ein Ziel verfolgt, und wir nicht einfach lockern und mal schauen was passiert. Ich hoffe, wir nutzen auch die Chance das Gute zu bewahren, das Miteinander mehr zu schätzen und auch technischer Innovation offen zu begegnen. Darin liegen riesige Möglichkeiten für uns und wir sollten diese nutzen, anstatt sie zu verteufeln. Wir sollten unseren Gewählten mehr Vertrauen schenken als den Konzernen und nicht bei der freiwilligen Nutzung einer App Staatskontrolle vermuten, gleichzeitig aber Konzernen wie Google, Apple, Amazon, Facebook und wie sie alle heißen, unser halbes Leben mitteilen und sie in der Hosentasche herumtragen, auf den Nachttisch legen, mit ihnen Sport machen, bezahlen, navigieren, fotografieren, chatten, telefonieren, bestellen, das Haus steuern und überwachen, den Rasen mähen, die Wohnung staubsaugen und gleichzeitig kartografieren, den Puls messen, Kalorien zählen und das Gewicht messen.
Die Lockerung wird einen Preis haben, Leid verursachen und Leben fordern. Dennoch können wir uns nicht in einem Kokon mit Internetverbindung vor dem Tod schützen und uns nur virtuell entfalten. Wobei man bereits vor der Pandemie das Gefühl hatte, dass manch einer bereits in einem Kokon lebt und die virtuelle Realität Priorität genießt. Fuhr man mittags an Bushaltestellen vorbei, rauchte erfreulicher Weise keines der wartenden Schulkinder mehr, wohl aber weil das Verlangen nach der Nutzung des überdimensional großen Smartphones, für das man beide Hände braucht, größer war. Da unterhielt sich auch niemand und ich ertappte mich tatsächlich bei der Frage, ob nun das Smartphone gefährlicher als die Zigarette ist und ob wir einen Aufdruck auf den Handys brauchen mit abschreckenden Bildern von vereinsamten Menschen und Warnhinweisen wie „Handys enthalten Kobalt, dafür müssen Menschen in Afrika sterben“, „Handynutzung kann schnell süchtig machen: Fangen Sie gar nicht erst an!“, „Smartphonenutzung fügt Ihnen und Ihrem sozialen Umfeld schwere Schäden zu“ oder „Rauchen kann Ihnen dabei helfen, die Handynutzung zu reduzieren“. Ich drifte ab, pardon.
Wir als Gesellschaft bräuchten dringend einen Diskurs, wie wir miteinander leben wollen, wie wir wirtschaften wollen und zu welchem Preis. Wir müssen uns ehrlich und offen überlegen, welchen Wert Leben für uns hat, und zwar jegliches Leben, nicht nur unser eigenes. Europa könnte ein echt cooler Schuppen sein, ist aber derzeit weit entfernt davon. Wenig innovativ, nicht solidarisch, veraltet, unökologisch, wehrlos, unentschlossen und populistisch. Einige nehmen nur und sind rückwärtsgewandte Antieuropäer, wir lassen es zu und hofieren sie.
Es ist Aufgabe von Parteien, mutige zukunftsorientierte Konzepte zu entwickeln und diese offen und ehrlich zu diskutieren, zu einen, nicht zu trennen, Anreize zu schaffen und bessere Argumente zuzulassen. So wie es die letzten Jahrzehnte gelaufen ist, darf es nicht weitergehen, sonst fahren wir den Karren an die Wand. Wir brauchen erstrebenswerte Visionen und zielgerichtetes konkludentes selbstloses Handeln und keine schmutzigen Deals, die einen Sommer halten, die Welt nicht besser machen und den Despoten dieser Welt Oberwasser verschaffen. Wenn das, was wir machen, gut wird, folgen andere unserem Weg. Die Richtung erfordert parteiübergreifenden Konsens, denn in einer Legislaturperiode wird das nicht zu schaffen sein. Vor den Erfolg hat der liebe Gott den Schweiß gesetzt. Irgendwer muss anfangen, warum nicht wir.